Benzinmotor versus Elektromotor?

was ist besser? Meines Erachtens ist es die falsche Frage…

Nachdem ich mich entschlossen hatte, den Oldtimer VW Käfer Baujahr 1956 auf elektrisch umzurüsten, lernte ich viel über die unterschiedlichen Technologien. Die Unterschiede sind ja gewaltig, ich fange mal mit denen an, die offensichtlich sind:

Lärmpegel / oder ist es Soundpegel?

Der Sound eines Benzinmotors stand immer schon für das Fahrzeug, die pure Leistung und Imponiergehabe. Jeder kennt das Grollen eines V8, das Hämmern einer Harley oder eines Einzylinders, das Knattern eines Käfers. Okay, der steht vielleicht nicht für pure Leistung, ist aber ebenfalls einzigartig.
Der Elektromotor macht da gar nichts. Nach dem umdrehen des Startschlüssels hört man: nix!
Das soll soweit gehen, dass in Kürze in Österreich die Elektrofahrzeuge verpflichtend Geräusche machen müssen ;-)
Kein Scherz, ich habe im Modellbau sogar schon einen Soundgenerator gekauft, der vom Harleyklang über V8 bis zum Knattern des VW Käfers alles kann. Aber dazu gibts eine eigene Geschichte.
Doch wer die Neufahrzeuge vom Händler wegrollen hört, wird auch kaum Motorensound vernehmen. Mittlerweile ist Geräuschkulisse des Motors unerwünscht. Einzige Ausnahmen sind die Sportauspuffanlagen im Ghetto oder GTI Treffen, aber auch da kommt (meines Erachtens) der Sound eher schon vom fetten Bass.

Reichweite?
nachdem meine Erfahrungen mit realer Reichweite noch nicht weit gediehen sind, will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen: mittlerweile rollen gute Elektroautos um die 400km, gute Benziner um die 800km. Die Reichweiten sind wie immer stark abhängig vom Fahrverhalten. Die Studien sprechen zwar davon, dass die meisten Fahrten unter 50km sind - jeder will mit seinem Fahrzeug aber auch mal eine längere Strecke fahren, und lange Tankstopps will keiner. Unsicherheit auch nicht - gibts überall eine Steckdose, wo ich das Auto hinstellen muss?

Service? CO2 Bilanz? Beschleunigung? Langlebigkeit?
Da gibt es noch viele Fragen, bei denen ich zwar eine Meinung hatte, aber keine Erfahrung! Also erzähle ich mal von den ersten Schritten am (bald) lebenden Beispiel:

Benzinmotor 30PS vs Elektromotor 30PS (das sind jeweils 22kW)

Benzinmotor 30PS vs Elektromotor 30PS (das sind jeweils 22kW)

Man sieht`s: der 30PS Benzinmotor braucht deutlich mehr Platz als der Elektromotor mit gleicher Nennleistung. Am Bild ist das deutlich zu erkennen.
Er ist auch deutlich leichter als der Benzinmotor, hat nur ca. 60% des Gewichtes.
Am Foto ist auch gut zu sehen, was beim Benziner alles eingestellt und gewartet werden muss: Vergaser, Benzinpumpe, Zündzeitpunkt, Zündkerzen, Keilriemen, Öl, usw. Schon mal selbst gemacht?
Beim Elektromotor? Glatt, rund, nichts zum einstellen und zu warten. Da es ein Asynchronmotor ist, gibt es keine Schleifringe und keinen Schmutz, der eintreten kann. Und für das Lager gilt “es läuft und läuft und läuft”.

die Leistungskennlinie:
Eine Leistungskennlinie zeigt, bei welcher Drehzahl der Motor welche Leistung bzw. welches Drehmoment hat. Da sind quasi die technischen Daten zusammengefasst.
Benzinmotoren haben bis 1000 U/min so gut wie gar nichts, da ist das Standgas. Dann steigt die Leistung je nach Typ unterschiedlich an und ab einer Grenzdrehzahl sinkt sie wieder. Durch das relativ geringe Drehmoment im unteren Bereich braucht man beim Benziner eine Kupplung: der Motor geht auf Drehzahl, bis er nennenswerte Leistung hat, dann wird die Kupplung ausgelassen, die Leistung geht auf die Räder.
Der Elektromotor hat schon viel früher ordentlich Drehmoment, eigentlich von ganz unten, braucht also keine Kupplung. Und er wird nicht über die Benzineinspritzung gesteuert, sondern über einen Regler, der mit der Frequenz immer den optimalen Zustand des Motors herausholt. Er hat also viel früher Power, sie bleibt nahezu konstant bis hin zu sehr hohen Drehzahlen. Es reicht beim e-beetle daher ein einziger Gang des Originalgetriebes: 2. Gang, kein Schalten mehr, bis 100km/h Fahrfreude! Vorwärts/rückwärs geht mit einem kleinen Schalter, da ändert sich die Drehrichtung des elektrischen Feldes und der Motor dreht die Drehrichtung um. Noch dazu kann der Motor für eine Minute auf nahezu die doppelte Power überlastet werden, ohne Schaden zu nehmen. Wer denkt da jetzt an die Beschleunigung?

So viel mal zum Unterschied aus den technischen Daten und dem ersten Eindruck, Erfahrungen aus dem Betrieb folgen. Mittlerweile ist er schon eingebaut und getestet!

Noch ein Unterschied: der Elektromotor kostete mich gebraucht (wie neu): EUR 1500,- Wieviel zahlt man für einen Benzinmotor?